Rentenversicherung

Die Rentenversicherung nimmt gegenüber sonstigen Versicherungen eine Sonderstellung ein. Versicherungen haben den Sinn, Risiken abzusichern, deren Eintritt den einzelnen überfordert. Von den Risiken sind viele betroffen, aber bei nur wenigen tritt der Schadensfall tatsächlich auch ein. Daher kann die Masse der Versicherten mit kleinem Risiko (man zahlt Beiträge und hat nie einen Schadensfall) das große Risiko des einzelnen, welches wirklich eintritt, mühelos finanzieren. Im Grunde wünscht man sich auch trotz Versicherungsschutz keinen Schadensfall. Niemand will krank werden, berufsunfähig werden, bei einem Brand Hab und Gut verlieren etc. Bei der Rentenversicherung ist das anders. Zwar wünscht sich auch niemand die Nachteile des Alters, dass man eben nur noch körperlich eingeschränkt leistungsfähig ist, alt werden wollen aber die meisten. Die Rentenversicherung versichert gegen das mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit eintretende Risiko, dass man im Alter nicht mehr am Arbeitsmarkt gefragt ist, egal ob man nun früher eher körperliche oder eher geistige Arbeit verrichtet hat. Der Abbau der Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Alter ist nicht aufzuhalten.

Entstehung der Rentenversicherung im Hochkapitalismus

Die Rentenversicherung war die Antwort auf die sozialen Probleme des Hochkapitalismus. Einzig wer seine Arbeitskraft verkaufen konnte, war auch halbwegs sicher, seinen Lebensunterhalt finanzieren zu können, alle anderen waren dem Wohlwollen der restlichen Gesellschaft ausgeliefert. Eine solche Gesellschaft bricht völlig auseinander, und in der Folge wird auch der Staat früher oder später seine Legitimation verlieren. Das war die Geburtsstunde der Rentenversicherung. Die Idee war relativ simpel wie falsch. Per Generationenvertrag zahlen die Beschäftigten für die Nichtbeschäftigten (ähnlich verhält es sich – mit noch dramatischeren Auswirkungen dieses Konstruktionsfehlers – bei der Arbeitslosenversicherung). Außen vor bleiben schon einmal die Selbständigen, und auf Schwankungen der Beschäftigungsquote und Produktivitätssteigerungen zielt dieses simple Modell auch nicht ab. Geändert hat sich seit über 100 Jahren recht wenig. Für eine Zeit wurden Rentenerhöhungen an Lohnsteigerungen gekoppelt, aber damit ist es auch vorbei, zumal in der Hinsicht in den letzten 15 Jahren auch wenig zu steigern war.

Probleme der Rentenversicherung führen zur Entstehung der Pflegeversicherung

Die Auswirkungen führten bereits in den neunziger Jahren zur Schaffung der gesetzlichen Pflegeversicherung, die aber keine Lösung für die Probleme von Renten- und Krankenversicherung darstellt und selbst vor der Havarie steht.

Heutzutage wird, oft um die wahren Ursachen zu verschleiern, vom demographischen Wandel der Gesellschaft gesprochen. Hinter dem Schlagwort steckt im Grunde genommen die einfache Erkenntnis, dass der Altersdurchschnitt der westlichen Industrieländer steigt. Dies hängt weniger mit einem Älterwerden des einzelnen als vielmehr mit dem Geburtenrückgang zusammen. Wie wahr das auch ist, erklärt es keineswegs die Misere der Rentenkassen, ein einzelner Arbeiter ist heute sehr viel produktiver als einer vor 50 oder 100 Jahren. Die einzige Antwort auf den Kollaps des Rentensystems ist die staatliche Grundsicherung mit völliger Abschaffung der Rentenversicherung. Die Versorgung nichtarbeitsfähiger Menschen ist Aufgabe des Staates und obliegt nicht dem einzelnen, auch wenn er dazu gesetzlich mittels der Rentenversicherung gezwungen wird. Es ist ein Unding, dass man per Gesetz zur Zahlung von Rentenbeiträgen gezwungen wird, die Verwaltung der Rentenkassen aber in den Händen der Politiker liegt und der Versicherte keinerlei Mitspracherecht hat.

Private Rentenversicherung und alternative Altersvorsorge

Da sich in absehbarer Zeit nichts an den Zuständen ändern wird, die Probleme gar noch zunehmen werden, sehen sich immer Menschen nach Alternativen um, wie sie privat ergänzend zur gesetzlichen Altersrente vorsorgen können. Diese Entwicklung ist paradox, aber ein Faktum. Keineswegs sollte man diesen Menschen Vorträge halten, diese Suche nach einem vermeintlichen Ausweg ist mehr als verständlich und zur Zeit auch keineswegs irrational. Wer privat Vorsorge treffen möchte, findet verschiedenste Möglichkeiten vor, von der Lebensversicherung über Sparbriefe bis zur privaten Rentenversicherung mit Riester-Förderung ist vieles möglich. Da es um die Zukunft geht, wie unstet die auch ist, sollte man sich sehr genau beraten lassen, welche Variante für einen die beste ist. Private Rentenversicherungen bieten im Gegensatz zur gesetzlichen eine Beitragsrückerstattung im Todesfall. Stirbt ein Versicherter vor Renteneintritt, bekommen die Verbliebenen die Beiträge erstattet. Darüber hinaus sind private Rentenversicherungen darauf optimiert, Steuern zu sparen. Seit 2005 sind in der Bundesrepublik auch Renten steuerpflichtig. Durch Steuersparmodelle, die von Experten der privaten Rentenversicherungsgesellschaften ausgearbeitet werden, wird versucht, die Last der Rentner möglichst gering zu halten.